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Als Papst Benedikt XVI. in Sorge um die Einheit der Kirche im Januar 2009 die Exkommunikation der vier illegitim geweihten Bischöfe der Pius-Bruderschaft ohne erkenntliche Anzeichen aufhob, dass die Bruderschaft ihr Verhältnis zum Zweiten Vatikanischen Konzil grundlegend geändert hätte, waren Unruhe und Verwunderung, Besorgnis und Verunsicherung bei vielen katholischen Gläubigen zu spüren. Ein weites, offenes Feld voller heikler und spannender theologischer Fragen war eröffnet. Sollte aus der lebendigen Überlieferung ein bloßes Beharren auf antiquierten Formen werden? Sollte sich die Zuwendung der Kirche zur Welt im Geist des Evangeliums zur Rückwendung auf sich selbst verdrehen? War der Weg zu Gott nicht mehr der Weg Christi zu den Menschen? Waren mit der Menschenwürde verbundene grundlegende Menschenrechte plötzlich wieder zur Disposition gestellt? Die Theologische Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt sah sich durch die Entscheidung des Papstes und die darauf folgenden Diskussionen herausgefordert, den virulenten Fragen und den mit ihnen korrespondierenden Argumenten auf den Grund zu gehen und sie im weitergehenden wissenschaftlichen Diskurs in einem Studientag abzuwägen. Die theologische Rezeption des Konzils ist noch längst nicht abgeschlossen. Der Studientag hatte die Aufgabe, im Blick auf die aktuelle Situation der Konzilsintention näher nachzuspüren, grundlegende Aussagen in Erinnerung zu rufen und auf offene Fragen hinzuweisen. Die gesammelten Beiträge werden in diesem Band vorgelegt.
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