Entnommen aus Christian Schütz OSB, Gesegneter Alltag. Lebensweisheit aus der Regel Benedikts
Geistlicher Impuls zum 28.05.2023
Das ist der Schlusssatz, womit Benedikt seine Überlegungen zur Ausübung des geistlichen Lebenshandwerks seiner Mönche abrundet. Er nennt darin das Kloster als den dafür zuständigen Ort. Diese Beobachtung besitzt eine überklösterliche Bedeutung. Jedes Menschenleben hat in diesem Sinn so etwas wie sein „Kloster\", seinen Lebensort oder Platz, an dem es gleichsam vor Ort geht. Das gehört zur Eigenart unseres Lebens. Es erweist sich als ortsgebunden und ortsbezogen. Das ist mehr als nur lokal, räumlich oder örtlich gemeint. Leben braucht einen Lebensraum, Lebensräume. Nur so geht es, nur so kann es gehen. Unser Leben geht in den Raum ein und hinein. Der Raum selber stellt einen wichtigen Faktor dar, dass Leben zu gehen und aufzugehen vermag. Zwischen beiden waltet eine tiefe Entsprechung und Gemeinsamkeit. Es ist kein Geheimnis, dass unser Leben sein Profil zu einem großen Teil unserem Lebensort und -raum verdankt.
Der Raum stellt unserem Leben gewissermaßen den Boden zur Verfügung, auf dem es sein Zelt oder Haus errichten kann. Das bekannte „Hic Rhodus, hic salta!\" (Hier ist Rhodus, hier springe!) des alten Fabeldichters Aesop trifft hier voll und ganz zu. Hier findet unser Leben seinen Fix- und Mittelpunkt, hier soll und muss es sich abspielen, wenn es nicht verspielt werden soll. Der Ort gewährt dem Leben Halt und Stand, lässt es beständig werden. Der Preis, den unser Leben dafür zu entrichten hat, lautet: Sorgfalt. Der Lebensraum testet unser Leben auf seinen Inhalt und seine Qualität hin. Hier kommt zum Vorschein, was in ihm steckt, wächst und reift. Es würde uns gut tun, ab und zu eine Besinnungspause einzulegen und zu eruieren, wie wir wo leben, wie uns das Wo leben lässt.