Entnommen aus Christian Schütz OSB, Gesegneter Alltag. Lebensweisheit aus der Regel Benedikts
Geistlicher Impuls zum 16.09.2024
Der träge, müßiggängerische oder geschwätzige Bruder ist nicht nur eine Klostererscheinung, seine Vertreter finden sich überall. Sein Problem bildet der Mangel an höheren, geistigen und geistlichen Interessen. Im Grunde steckt in jedem von uns eine größere oder kleinere Portion von diesem Typ. Er meldet sich zur Stelle, sobald nach einer Phase intensiver Beschäftigung sich eine Pause der Entspannung ankündigt. Die in diesem Sinn freie oder leere Zeit ruft schnell die in uns schlummernden unkontrollierten Geister auf den Plan. Wir kennen die Stimmung der Lustlosigkeit, des Widerwillens und des Überdrusses, wir wissen um die Gefahr der Bequemlichkeit, des Nichtstuns und der Teilnahmslosigkeit, wir erliegen der Lähmung, die von der Leere und Antriebslosigkeit ausgeht. Das dennoch nicht zu erstickende Verlangen nach Abwechslung und Unterhaltung entführt einen leicht auf den Markt hohler Geschwätzigkeit. Sie stellt einen der am meisten verbreiteten Zeitvertreibe dar.
Das Geschwätz kennt viele Formen. Es reicht vom bloßen Gerede über das Prahlen mit Worten und Informationen oder die Sucht, aufzufallen und originell zu erscheinen, bis zum Klatsch, der die Neugierde befriedigt, und zur destruktiven Rede, welche die Schwächen anderer breittritt. Im besten Fall ist das Geschwätz ein endloses Palaver, ein Geräusch oder Leerlauf von Worten, die alle und alles in einen Dunst hüllen, in dem alle Konturen verschwinden, ohne Anfang und ohne Ende, ohne Inhalt und ohne Geist. Je mehr sich die Sprache in Geschwätzigkeit verliert, desto hohler und verkehrter wird sie. Es ist schade, dass uns die positiven Möglichkeiten der Sprache so leicht aus dem Blickfeld geraten.