Geistlicher Impuls zum 18.04.2024

Hinter dieser Warnung mag wohl der Rat des weisen Salomo aus dem Buch der Sprichwörter stehen, der lautet: „Geh zur Ameise, du Fauler, betrachte ihr Verhalten, und werde weise! Sie hat keinen Meister, keinen Aufseher und Gebieter, und doch sorgt sie im Sommer für Futter, sammelt sich zur Erntezeit Vorrat. Wie lang, du Fauler, willst du noch daliegen, wann willst du aufstehen von deinem Schlaf? Noch ein wenig schlafen, noch ein wenig schlummern, noch ein wenig die Arme verschränken, um auszuruhen. Da kommt schon die Armut wie ein Strolch über dich, die Not wie ein zudringlicher Bettler.“ (Spr 6,6-11) Wie die Weisen Israels haben auch die alten Mönche die Gründe und Merkmale der Faulheit gründlich studiert. Bezeichnend für sie sind: Lustlosigkeit, mangelnder Einsatz, Interesselosigkeit, Hang zum Leichteren, fade Entschuldigungen und Ausreden, Vermeiden von Anstrengung, Leben auf Kosten anderer usw. Scharfsichtig bemerkt Francois de La Rochefoucauld: „Von allen Leidenschaften ist die Faulheit diejenige, die wir am wenigsten kennen; sie ist die brennendste und bösartigste unter ihnen, obwohl ihre Heftigkeit unfühlbar ist und die Schäden, die sie verursacht, sehr versteckt sind... Um schließlich eine richtige Idee dieser Leidenschaft zu geben, muss man sagen, dass die Faulheit eine Glückseligkeit der Seele ist, welche sie über alle ihre Verluste tröstet und ihr als Ersatz aller ihrer Güter dient.“ Faulheit – das ist mehr als Protest gegen bürgerliche Moralvorstellungen oder das Leistungsdenken der Workaholics, im Grunde zielt sie auf die Frage, wie wir mit unseren Fähigkeiten und Möglichkeiten umgehen. Lassen wir sie brachliegen und dahinfaulen wie der Knecht im Gleichnis vom anvertrauten Geld, der sein Talent in der Erde versteckte statt damit zu arbeiten (vgl. Mt 25,14-30; Lk 19,11-27)?

Entnommen aus Christian Schütz OSB, Gesegneter Alltag. Lebensweisheit aus der Regel Benedikts

– Sankt Ottilien