Geistlicher Impuls zum 01.05.2024

Es kommt darauf an, mit welchen Ohren man so einen Satz hört. Man kann ihn so aufnehmen, wie er formuliert ist. Dann mag er in uns alle möglichen negativen Erinnerungen und Erfahrungen wachrufen. So ein Procedere ist zwar denkbar und möglich, hinterlässt aber doch einen eher bitteren Nachgeschmack. Hinter der Warnung steht ein sehr positives Anliegen: die Sorge und das Wissen um das gute oder rechte Wort. Die Sorgfalt im Umgang mit dem Wort spielt bei uns gewöhnlich nur in besonderen Situationen, bei der Begegnung mit bestimmten Personen oder allenfalls im Schriftverkehr eine Rolle. In allen anderen Fällen sind wir im Gebrauch der Worte nicht unbedingt sehr überlegt und wählerisch. Ein solches Verhalten ist für den alltäglichen Verkehr gewiss von Vorteil. Das dürfte aber kein Grund sein, um das Gegenteil davon und den überlegteren Einsatz der Worte aus dem Auge zu verlieren. Jeder von uns hat seinen Stil: seinen Lebensstil, seinen Arbeitsstil, seinen Denk- und Schreibstil, auch seinen Redestil. Die regelmäßige Achtsamkeit darauf könnte uns einen Spiegel vorhalten, in dessen Rahmen wir uns selber sehen und verstehen lernen könnten. Es gibt eine Reihe von Fragen, die uns dabei behilflich sein könnten, unseren Sprechstil, unsere Sprechgewohnheiten etwas eingehender zu überprüfen. Solche Fragen könnten sein: Wann habe ich das letzte Mal jemanden gelobt? Wie gehe ich überhaupt mit Lob um? Was stellt für mich die höchste Form des Lobes dar? Erzähle ich das Gute und die Erfolge anderer weiter? Freue ich mich darüber und wie bringe ich diese Freude zum Ausdruck? Sind die Inhalte meines Redens insgesamt mehr positiv als negativ? Kann ich Negatives für mich behalten? Weiß ich, dass ich mit einem freundlichen Wort, einem Gruß oder einer guten Nachricht Freude bereiten kann? Setze ich die Möglichkeit bewusst im Alltag ein?

Entnommen aus Christian Schütz OSB, Gesegneter Alltag. Lebensweisheit aus der Regel Benedikts

– Sankt Ottilien