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Wenn Überzeugungskraft (Peitho) und Gnade (Charis) bereits an den Ursprüngen ihrer Begriffsgeschichten in engster Affinität zueinander standen und überdies Peitho und Pistis (sc. der Glaube als Angelpunkt des Rechtfertigungsgeschehens) nicht nur in etymologischer Hinsicht derselben Wurzel entspringen, so stellt sich die Frage, ob Peitho als pisteogonische Wirkkraft nicht ins Herz der christlichen Reflexion über das Mysterium der Gnade gehöre. Die vorliegende Studie wettet in diesem Sinne darauf, daß eine aufmerksame Untersuchung des im Überzeugungsaktgefüge gegebenen Interaktionsmodells der zeitgenössischen Theologie helfen kann, das Ineinander von endlicher Freiheit und übernatürlicher Gnade in seiner worthaft-willensgeschichtlichen Genese und im dialogischen Ausgleich zwischen Überzeugen, Sich-Überzeugen und Sich-überzeugen-Lassen besser zu verstehen und angemessener darzustellen als bisher, nicht zuletzt auch, um auf diese Weise zu einer originär theologischen Antwort auf die sprachphilosophische Wende (linguistic turn und rhetorical turn) in der rezenteren Anthropologie beizutragen.
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